Sterben verboten! Warum du auf Spitzbergen nicht beerdigt werden darfst

Sterben verboten

Willkommen im ewigen Eis – wortwörtlich

Longyearbyen auf Spitzbergen – das klingt nach arktischem Abenteuer, nach Eisbären, Mitternachtssonne und Polarnacht. Und nach einer ganz besonderen Regel: Sterben verboten. Kein Scherz. Wer auf Spitzbergen das Zeitliche segnet, wird posthum wieder abgeschoben – auf das norwegische Festland. Aber was steckt wirklich dahinter? Und ist das ernst gemeint?

Spoiler: Ja – und der Grund dafür ist frostig, skurril und absolut logisch.

Zwischen Gesetz und gefrorenem Boden

🧊 Der Permafrost und seine makabre Nebenwirkung

Spitzbergen liegt weit im Norden, wo der Boden das ganze Jahr über gefroren ist. Das nennt sich Permafrost – und dieser konserviert nicht nur Fischreste, Fossilien oder Mammutknochen, sondern leider auch menschliche Überreste.

Wenn man Verstorbene hier beerdigt, passiert nämlich etwas Unangenehmes: Die Leichen verwesen nicht. Stattdessen kommen sie irgendwann wieder an die Oberfläche. Kein Witz – sondern ein reales Szenario, das bereits mehrfach beobachtet wurde. Besonders dramatisch wurde das 1918, als die Opfer der Spanischen Grippe auf dem örtlichen Friedhof begraben wurden – und Jahrzehnte später ihre Körper noch immer infektiöse Viren enthielten.

📜 Gesetzlich geregelt: Keine Ruhestätte im ewigen Eis

Seit 1950 gilt daher: Wer stirbt, muss das Archipel verlassen. Offiziell heißt es: „Sterben erlaubt, aber Beerdigen verboten.“ Und das gilt wörtlich. In Longyearbyen gibt es keinen aktiven Friedhof mehr – und auch keine Beerdigungen.

Stattdessen werden schwerkranke oder pflegebedürftige Menschen frühzeitig auf das norwegische Festland verlegt. Pflegeeinrichtungen, Altersheime oder gar ein Krankenhaus? Fehlanzeige. Wer seinen Lebensabend hier verbringen möchte, braucht viel Gesundheit – und einen Plan B.

🔥 Alternative: Die Sache mit der Asche

Doch ganz so endgültig ist der Abschied von Spitzbergen nicht. Wer sich verbrennen lässt, darf zumindest zurückkehren – als Asche. Diese darf nach norwegischem Recht auf Spitzbergen verstreut werden. Eine Art letzter arktischer Wunsch also – romantisch, wenn man es richtig inszeniert.

📊 Tabelle: Was passiert im Todesfall auf Spitzbergen?

ThemaSpitzbergen (Longyearbyen)Festland-Norwegen
FriedhofHistorisch, aber inaktivJa, flächendeckend
Beerdigungen erlaubt?NeinJa
Krematorium vorhanden?NeinJa
Pflegeheim vorhanden?NeinJa
Krankenhaus vorhanden?Notfallstation, aber keine dauerhafte VersorgungJa, mit allen Abteilungen
Rückführung nach TodVerpflichtendNicht erforderlich
GesetzeslageKeine Beisetzung im Permafrost erlaubtLandeseinheitlich geregelt
AusnahmeregelungenAscheverstreuung möglichDiverse Möglichkeiten

💡 Fazit: Sterben verboten – mit (eis)kalter Logik

Was klingt wie ein makabrer Witz, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ziemlich sinnvoll. Der Permafrost sorgt dafür, dass menschliche Überreste jahrzehntelang erhalten bleiben – mitsamt aller Viren, Bakterien und Erinnerungen. Deshalb wurde das Gesetz angepasst.

Wer also denkt, Longyearbyen sei ein Ort zum Altwerden, irrt. Es ist ein Ort zum Leben. Zum Entdecken. Zum Staunen. Aber nicht zum Sterben. Also lieber frühzeitig einen Plan machen – oder rechtzeitig abreisen.

Und für die Ewigkeit? Bleibt immerhin noch der Wunsch, als Windhauch aus verstreuter Asche über die Eiswüste zu fliegen.

❓ FAQ: Was du sonst noch über das „Sterbeverbot“ wissen solltest

1. Ist das wirklich ein offizielles Gesetz?
Ja. Seit den 1950er Jahren ist gesetzlich geregelt, dass Verstorbene nach dem Tod auf das norwegische Festland überführt werden müssen. Der Permafrostboden ist nicht geeignet für klassische Beerdigungen.

2. Gibt es gar keine Bestattungen auf Spitzbergen?
Der Friedhof existiert noch, aber es finden dort keine Beerdigungen mehr statt. Die letzte reguläre Bestattung war 1938.

3. Was passiert bei einem plötzlichen Tod?
Die Leiche wird auf das Festland gebracht. Auch für Autopsien oder gerichtsmedizinische Untersuchungen erfolgt der Transport per Flugzeug.

4. Darf ich meine Asche auf Spitzbergen verstreuen lassen?
Ja – unter bestimmten Voraussetzungen und mit Genehmigung ist das möglich.

5. Warum gibt es kein Pflegeheim?
Spitzbergen ist auf junge, gesunde Bewohner ausgelegt. Die medizinische Versorgung ist auf Notfälle beschränkt – für dauerhafte Pflege fehlt Infrastruktur, Personal und Platz.

6. Wie sieht es mit Sterbebegleitung aus?
Palliative Betreuung erfolgt in der Regel auf dem Festland. Auf Spitzbergen gibt es keine spezialisierte Einrichtung dafür.

7. Gibt es Ausnahmen für Einheimische oder Forscher?
Nein – das Gesetz gilt für alle gleichermaßen.

8. Was passiert mit Tieren?
Tierkadaver werden in der Regel verbrannt oder anderweitig entsorgt, da auch sie im Permafrost nicht verwesen.