Arbeiten, wo andere erfrieren „Auf Spitzbergen gibt’s keine Arbeitslosen – nur Leute mit warmer Jacke.“
Nach ein paar Klicks im Netz ist man tief drin im Kaninchenbau: Longyearbyen, Eisbären, keine Straßen nach draußen, nur zwei Kneipen – und ein Jobangebot als Frühstückskraft in einem kleinen Hotel.
Arbeiten auf Spitzbergen ist anders. Schrulliger. Ehrlicher. Und härter, als du denkst – aber irgendwie genau deshalb so gut.
Jobs in der Arktis – was geht, was fehlt und wer gesucht wird
🏨 Tourismus – das Rückgrat der Insel
Fast jeder zweite Job auf Spitzbergen hängt direkt oder indirekt mit dem Tourismus zusammen. Besonders in der Sommersaison (Mai–August) suchen Unternehmen händeringend Personal – und zwar ganzjährig auf Englisch.
Beliebte und gesuchte Positionen:
- Gästebetreuung & Rezeption
- Zimmermädchen, Reinigungspersonal
- Tourguides (Wandern, Hundeschlitten, Schneemobil)
- Küche & Service in Hotels, Restaurants, Bars
Wichtig:
Du brauchst Belastbarkeit, Flexibilität und Idealismus. Wer hier im Tourismus arbeitet, arbeitet nicht wegen des Gehalts – sondern wegen des Erlebnisses.
🔬 Forschung – Arktis unter dem Mikroskop
Longyearbyen beherbergt die University Centre in Svalbard (UNIS) – eine kleine, aber international anerkannte Forschungseinrichtung.
Dort forscht man an:
- Glaziologie
- Arktischer Biologie
- Geologie
- Klima- und Umweltwissenschaften
Wer dort arbeiten will, braucht eine akademische Laufbahn, internationale Erfahrung – und idealerweise keine Angst vor kalten Fingern beim Probenehmen im Eiswasser.
🔧 Technik, Bau & Infrastruktur – die wahren Helden im Hintergrund
Wasserrohre frieren hier ein, Stromleitungen gehen kaputt, Satelliten wollen justiert werden. Entsprechend gesucht sind:
- Elektriker:innen
- Installateur:innen
- IT-Spezialist:innen
- Mechaniker:innen
- Bauarbeiter:innen (auch für Containerhäuser!)
Arbeiten in der Arktis bedeutet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – und improvisieren zu können. Der nächste Baumarkt ist drei Tage mit dem Schiff entfernt.
🍳 Gastronomie – zwischen Burgern und Rentierfilet
Die Restaurantszene in Longyearbyen ist überraschend vielseitig:
Pizza, Sushi, Wildfleisch, Craftbeer – alles da. Gesucht werden ganzjährig:
- Köche/Köchinnen
- Küchenhilfen
- Servicekräfte
- Baristas mit Frosterfahrung
Tipp: Wer in einer Hotelküche arbeiten will, sollte auf Norwegisch zählen können – und mit der Tatsache leben, dass Gäste im Sommer nachts um halb eins noch Burger bestellen.
🏠 Wohnen, Löhne & Lebensstil
🏘️ Wohnungsmarkt: Gut, wenn du eine hast
Du bekommst keine Wohnung ohne Job – und keinen Job ohne Unterkunft. Die meisten Arbeitgeber stellen dir deshalb direkt eine Unterkunft zur Verfügung.
Erwarte kein Luxus:
- Container mit Gemeinschaftsbad
- Kleine Hütten mit wackeliger Isolierung
- Wohnheime mit skandinavischem Charme
Dafür: warm, sicher, oft mit Rentierblick aus dem Fenster.
💸 Löhne: Kalt – aber okay
Die Löhne auf Spitzbergen liegen leicht über norwegischem Niveau – was gut klingt, bis du eine Paprika für 3,50 € kaufen willst.
Beispiel:
- Rezeptionist: ca. 2.800–3.500 € brutto
- Guide: je nach Tour & Saison
- Küchenhilfe: ca. 2.400 €
- Forscher: akademische Einstufung
Geld bleibt nur, wenn du nicht ständig Avocados kaufst. Oder dich in den Svalbardbutikken (Supermarkt) in der Bioabteilung verlierst.
🚫 Kein Netz für Sicherheit: Was es NICHT gibt
❗ Kein Arbeitslosengeld
Verlierst du deinen Job, musst du die Insel verlassen. Punkt.
Hier gibt es keine soziale Absicherung wie auf dem Festland.
❗ Keine Sozialhilfe, kein Altersheim
Wer zu krank, zu alt oder zu schwanger ist, kann nicht dauerhaft bleiben. Die medizinische Versorgung ist begrenzt – schwere Fälle werden ausgeflogen.
Fazit: Arbeiten auf Spitzbergen bedeutet, selbstständig, leistungsbereit und sozialverträglich zu sein. Wer Hilfe braucht, bekommt sie – aber dann auf dem Festland.
🗣️ Stimmen von vor Ort: Was Saisonkräfte erzählen
„Ich bin eigentlich Bäckerin in Wien. Jetzt mache ich Frühstück für Polarforscher und friere um vier Uhr morgens auf dem Weg zur Küche. Aber hey – dafür tanzen nachts die Nordlichter.“ – Eva, 29
„Manchmal fühlt es sich an wie ein sozialer Selbstversuch – aber ein guter. Man hilft sich, lacht viel und lernt, dass 5.000 Kalorien am Tag völlig okay sind.“ – Tim, 33, Schneemobil-Guide
„Der härteste Job meines Lebens. Aber auch der ehrlichste. Wenn du hier Mist baust, weiß es morgen jeder. Wenn du jemandem hilfst, auch.“ – Solveig, 41, Hotelchefin
✅ Fazit: Arbeiten auf Spitzbergen – nichts für Weicheier, aber für Freigeister
Wenn du mal wieder das Gefühl hast, dein Alltag sei zu durchgetaktet, dein Job zu bedeutungslos und dein Kaffeebecher zu weich – dann denk an Spitzbergen.
Hier zählt:
- das, was du kannst
- das, was du gibst
- und das, was du bereit bist zu lernen
Du arbeitest nicht nur – du wirst Teil eines Mikrokosmos. Und du gehst abends nicht mit Frust nach Hause, sondern mit dem Gefühl: „Ich habe heute geholfen, dass eine Siedlung im Nirgendwo weiter funktioniert.“
❓ FAQ – Arbeiten auf Spitzbergen
1. Muss ich Norwegisch sprechen?
Nicht zwingend. Englisch reicht in vielen Jobs – Norwegisch ist aber ein großer Vorteil.
2. Wie finde ich offene Stellen?
Auf den Websites der Hotels, Forschungsinstitute, Touranbieter. Auch Facebook-Gruppen wie „Jobs in Svalbard“ sind hilfreich.
3. Wie lange darf man bleiben?
Solange du einen Arbeitsvertrag hast und selbstständig für deinen Unterhalt sorgst – kein Visum nötig für EU-Bürger.
4. Kann ich einfach hinziehen und mir was suchen?
Besser nicht. Ohne Job = keine Wohnung = keine Bleibe. Erst Job, dann Flug.
5. Gibt’s Steuern?
Ja – aber deutlich niedriger als auf dem Festland (Svalbard-Steuerregelung).
6. Und wenn ich krank werde?
Für Notfälle gibt es medizinische Hilfe. Aber schwere Erkrankungen = Rücktransport nach Norwegen.